Seit unglaublichen 31 Jahren ist er bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ dabei. Mit EXPRESS.de hat Wolfgang Bahro über seine Rolle Jo Gerner, Probleme mit dem Alter und seine ganz geheime Sammelleidenschaft gesprochen.
Er ist das Urgestein der RTL-Daily-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, spielt seit 1993 den knallharten Anwalt Jo Gerner, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte.
Privat haben Schauspieler Wolfgang Bahro (63) und seine Dauerrolle in der beliebten Serie aber nicht viel gemein, erzählt er im Interview mit EXPRESS.de.
Wolfgang Bahro über unglaubliche 31 Jahre „GZSZ“
„GZSZ“ ist am 11. Mai 32 Jahre alt geworden. Sie sind seit 31 Jahren dabei – wie fühlt sich das für Sie an?
Wolfgang Bahro: Das ist erstaunlich. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Vor ein paar Jahren wurde ich mal gefragt, wie man sich denn so als TV-Legende fühle. Ich sehe mich eigentlich nicht als Legende. Für mich ist Horst Tappert, der den Derrick gespielt hat, eine Legende. Er hat diese Rolle 20 Jahre lang gespielt. Als ich realisiert habe, dass ich Jo Gerner schon viel länger spiele, war ich selbst erstaunt.
Hätten Sie damals gedacht, dass die Serie so lange erfolgreich sein würde – und dass Sie so lange dabeibleiben würden?
Wolfgang Bahro: Nein, überhaupt nicht. Als ich von meiner Agentur das Angebot bekam, bei „GZSZ“ mitzuspielen, habe ich abgelehnt. Ich hatte kurz vorher einen Sechsteiler fürs ZDF gedreht, „Die Durchreise“, mit einer hochkarätigen Besetzung – Simone Thomalla, Udo Samel, Peter Weck war Regisseur. Als ich gesehen habe, was bei „GZSZ“ zu sehen war, dachte ich mir, dass ich mir das nicht antun muss. Ich habe mich zum Casting überreden lassen, war da und der Produzent wollte mich. Meine Agentin hat gesagt, ich müsse nur zwei Monate bleiben. Und daraus sind schon 31 Jahre geworden.
Was hat Sie an dem Format gestört?
Wolfgang Bahro: Es waren viele Models dabei, wenige wirklich ausgebildete Schauspieler. Das war mehr oder weniger ein Laientheater. Und es sah so aus, als hätte man mit einer handelsüblichen Videokamera gedreht, nicht so professionell. Das hat mich abgeschreckt. Heute ist „GZSZ“ davon weit entfernt. Heute ist alles hochprofessionell, wir können mit Prime-Time-Serien mithalten.
Macht Sie das stolz?
Wolfgang Bahro: Ich bin sehr stolz auf die Serie und bin begeistert, dass immer noch so viele Menschen die Serie kennen. Ich werde immer wieder von Leuten angesprochen, die mich als Jo Gerner erkennen, obwohl sie die Serie gar nicht gucken. Das ist beeindruckend.
Wie würden Sie die Entwicklung von Jo Gerner beschreiben?
Wolfgang Bahro: Er war ein mieser Bursche. Aber er hat Grundsätze, die er schon damals hatte. Wenn es um seine Familie oder um Kinder geht, versucht zu helfen. Aber man sollte sich mit ihm eben nicht anlegen. Seine Rache ist brutal. Das hat er beibehalten. Er ist durch seine neue Frau Yvonne entspannter geworden. Altersmilde.
Gerüchte über Schönheits-Wahn
Gibt es etwas, dass Ihnen an Ihrer Rolle nicht gefällt?
Wolfgang Bahro: Manchmal verbiegt er sich zu sehr für seine Frau – macht für sie Sachen, die er von Hause aus nie machen würde, zum Beispiel im Trikot zum Eishockey gehen.
Sie haben viele Kollegen kommen und gehen sehen. Einige sind höchst dramatisch aus der Serie geschieden. Welcher Serientod hat sie besonders berührt?
Wolfgang Bahro: Der von Raúl Richter, der Gerners Sohn Dominik gespielt hat. Das hat mich persönlich mitgenommen. Er hatte in der Serie einen Motorradunfall, war hirntot. Gerner wollte nicht wahrhaben, dass sein Sohn tot ist, musste aber zustimmen, dass die Geräte abgestellt werden. Erst als die Ärzte Dominiks Organe entnommen haben – er war Organspender – hat Gerner das begriffen und ist zusammengebrochen. Das war eine sehr emotionale Szene. Ich habe bei dem Dreh immer an meinen Sohn David gedacht. Es ist das Furchtbarste, was man sich als Eltern vorstellen kann: dass man sieht, wie das eigene Kind stirbt.
Gibt es Parallelen zwischen Jo Gerner und Wolfgang Bahro?
Wolfgang Bahro: Das hält sich in Grenzen. Ich wünsche mir manchmal, dass ich, was Geschäftliches angeht, ein bisschen mehr wie er wäre. Wo ich Ähnlichkeiten sehe ist, dass uns beiden die Familie sehr wichtig ist und dass wir beide ein Herz für Kinder haben.
Wie stellen Sie sich das Ende von Jo Gerner bei „GZSZ“ vor?
Wolfgang Bahro (lacht): Ich bin ein Fantômas-Fan. Da ist es oft so, dass man denkt, jemand sei tot, ist es aber nicht. Bei Gerner stelle ich mir vor, dass er auf einer Jacht ist, ein Gegner will ihn umbringen und schießt mit einer Rakete auf die Jacht. Die explodiert, geht unter und alle denken, er sei tot. Dann sieht man ein U-Boot in den Sonnenuntergang verschwinden.
In der Serie sind Sie der Bösewicht – trotzdem aber sympathisch. Wie treten Ihnen Zuschauer gegenüber?
Wolfgang Bahro: Die Menschen treten mir immer sehr freundlich gegenüber. Man mag Gerner ja irgendwie trotzdem.
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Sie nehmen sich immer wieder kurze Auszeiten. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Wolfgang Bahro: Man muss zwischendurch mal runterkommen. Ich verbringe dann viel Zeit mit meiner Frau und mache andere Projekte.
Wolfgang Bahro taucht gerne einfach mal ab
Was machen Sie, um vom stressigen Alltag abzuschalten?
Wolfgang Bahro: Eine meiner liebsten Sportarten ist Tauchen, dabei kann ich sehr gut abschalten. Ich liebe es auch, einfach nur am Meer zu liegen und ein gutes Buch zu lesen oder abends mit Freunden oder der Familie zu Abend zu essen.
Im September steht Ihr 64. Geburtstag an. Was löst das in Ihnen aus?
Wolfgang Bahro: Das ist auch so eine Sache, die viel zu schnell kommt, zumal ich mich auch nicht so fühle. Ich habe immer noch Flausen im Kopf, mache Blödsinn. Wenn ich an 64-jährige Menschen denke, dann denke ich an Pensionisten. Wenn ich aber Kollegen wie Dieter Hallervorden sehe, der mit 88 drei Theater leitet und ständig auf der Bühne steht, muss ich sagen: „Chapeau!“. Ich hoffe, dass ich in dem Alter noch so fit bin …
… und immer noch den Jo Gerner spielen?
Wolfgang Bahro: Was auch immer da dann so los ist. (lacht)